Drei Generationen und eine Jumbo-Rolle
Ein etwas sonderbares Bild eröffnet sich beim Blick in das Fotostudio, in dem das Cover für dieses Magazin gerade aufgenommen wird. Ein Herr der älteren Generation und ein Jüngerer sitzen mit heruntergelassenen Hosen auf der Toilette. Der ältere Herr hat Klopapier, der andere nicht. Eine junge Frau lacht im Hintergrund „#kannJedemMalPassieren“.
Detlef Tändler, der Mann mit den weißen Haaren, ehemaliger Verkaufsleiter und Mitarbeiter der ersten Stunde übergibt die Toilettenpapierrolle als Staffelstab an den jungen Philipp Köder, aktuell Assistenz der Geschäftsleitung. Auch dabei: Isabel Köder, die sympathische Stimme aus dem Hintergrund. Sie koordiniert die Aufnahmen des Shootings als Verantwortliche für Marketing und Unternehmenskommunikation. Ein Sinnbild für den anstehenden Generationswechsel bei der Köder GmbH. Und so kommen die drei ins Gespräch, über 30 Jahre Firmenbestehen und das Geschäft mit dem Toilettenpapier.
Alles begann auf einer Joint Venture Messe in Chemnitz. Hier lernten sich Robert Köder und die Tochter von Detlef Tändler kennen. Robert Köder projektierte und baute 1990 in seiner damaligen Firma in Baden-Württemberg schlüsselfertige Saunen, Solarien und Kosmetikstudios. So befasste er sich auch mit dem Themengebiet der Hygieneartikel.
Firmengründer und Geschäftsführer
Beim Besuch in den neuen Bundesländern fiel ihm auf, dass auf den öffentlichen Toiletten vor allem feuchte Handtücher und aufgeweichte Seifenstücke zum Standard gehörten. Das gab ihm den Denkanstoß zum Vertrieb von Hygieneprodukten. So kamen schließlich Robert Köder und Detlef Tändler ins Gespräch und philosophierten über die Möglichkeit eines Vertriebes in Sachsen.
Zum Meeting brachte Robert Köder dreiseitige „Hostess Feldmühle“-Prospekte mit. „Da war nichts drin zu sehen als Seifenspender, Handtuchspender, Jumborollen und dem dazugehörigen Zubehör“, erinnerte sich Tändler. „Damals arbeitete ich noch als Wartungsingenieur in einem EDV-Betrieb. Also habe ich so ein Prospekt mit in den Betrieb genommen und es meinem Betriebsdirektor gezeigt. Dieser war so begeistert, dass er für alle Toiletten im Betrieb eine Ausführung bestellte.“
Firmenmitgründer
Damals war das der erste Auftrag – eine Hygieneausstattung für 32 Toiletten, die Detlef Tändler noch persönlich nach seiner Arbeit an die Wand anbrachte. „Ich habe ja noch in Schichten gearbeitet und hatte in meinem Trabi eine Jumborolle sowie Seifen- und Handtuchspender dabei. Damit bin ich nach meinem Feierabend zu den Leuten gefahren, die ich kannte. Und so war ich mit einem Schlag Vertreter für Hygieneartikel.“, lacht Detlef Tändler.
Zwischenzeitlich konnte Robert Köder zwei weitere Mitstreiter davon überzeugen, als Mitarbeiter in das Unternehmen einzusteigen. Diese beiden sind mit Trabi und Hänger zweimal in der Woche nach Stuttgart gefahren, um neue Ware zu besorgen. Nachdem alles gut angelaufen war, fasste man den Entschluss ein Objekt zu suchen, um dort einen Firmensitz und ein Lager aufzubauen. Ein leerstehender Bauhof in Gelenau sollte es sein. Weil das Besitzerehepaar das Gebäude nur verkaufte, unter der Bedingung bei Köder eingestellt zu werden, waren es dann schon sechs Mitarbeiter.
Im ersten Jahr wurde nur Verbrauchsmaterial für den Waschraum, Papierrollen, Papierhandtücher und die jeweiligen Spender verkauft. „Dann kam eines Tages ein Vertreter der Tana Chemie und fragte, ob wir nicht auch Produkte aus ihrem Sortiment in unser Sortiment aufnehmen wollen. Dann kam die erste Lieferung. Und die haben wir, jeder mit zwei Kanistern in der Hand, in den Keller gebracht. Dort eingelagert ging es so langsam mit Chemieprodukten los.“, blickt Detlef Tändler zurück.
Es war ein sehr langsamer und verhaltener Start für uns, denn Geld hatten wir keines, mussten aber immer in Vorleistung gehen.
, berichtet er.
Inzwischen war die Firma von Gelenau nach Leukersdorf in ein altes Fabrikgebäude gezogen. „Das 16m² große Büro war damals Treffpunkt für die 15 Mitarbeiter. Da war immer was los.“, lacht Tändler. Es war eine andere Zeit erinnert er sich weiter: „Kataloge wurden aus Kopien von Herstellerprospekten zusammengeheftet und für den Kunden zurecht gemacht“.
Damit man die Produktpalette vergrößern und noch mehr Artikel auch ohne Zwischenhändler preisstabil anbieten konnte, stellte Robert Köder mehrere Anträge bei der GVS aufgenommen zu werden.
Die Großverbraucherspezialisten e. G. wurde als Gegengewicht zur Industrie gegründet mit dem Ziel auch kleinen Unternehmen Preisverhandlungen zu ermöglichen. 1996 wurde der Antrag angenommen. Eine Voraussetzung für die Mitgliedschaft war ein Neubau. Dieser wurde dann in Pfaffenhain mit viel Eigenleistung realisiert. „Das war für uns der Start. Danach ging es Jahr für Jahr bergauf. Wir haben durch die GVS viele Möglichkeiten zum Absatz im Pflege- und im Krankenhausbereich erhalten. Henkel und EcolaB belieferten uns später ohne Zwischenhändler. So konnten wir auch die Direktkunden von EcolaB übernehmen. Es war damals meine Aufgabe die meist weiblichen Einkäufer davon zu überzeugen, die Produkte von uns zu beziehen. Die Preise blieben für die Kunden gleich, da es Industriepreise waren.“, erklärt Tändler den Start im medizinischen Bereich.
Die Fachberater und Außendienstmitarbeiter der Firma Köder nutzten die von den verschiedenen Herstellern angebotenen Produktschulungen, um sich weiterzubilden.
Unser Vorteil war es, dass die Vertriebsfirmen aus den alten Bundesländern abgewartet hatten und wir uns fest etablieren konnten. Wenn der Kunde zufrieden war, blieb er auch. Wir haben uns mit Mitbewerbern kein Stechen geliefert und das schätzen unsere Kunden bis heute.
„Mit dieser guten Mannschaft hat es von Anfang an Spaß gemacht.“, erinnert sich der Lagerchef Konrad Pampel, der 1991 als Maschinenschlosser dazukam. Auch der heutige Verkaufsleiter Karsten Clausner begann als erster Techniker für Reinigungsmaschinen seine Tätigkeit bei Köder.
„Das familiäre Umfeld hat uns geprägt und stark gemacht. Über die Zeit allerdings, kehrt eine gewisse Routine ein, bei der auch einmal neue Impulse gefragt sind.“, schmunzelt Herr Tändler und reicht die Klopapierrolle an Philipp. Mit Philipp und Isabel Köder steht nun die junge Generation für die Nachfolge in den Startlöchern. „Die Abläufe funktionieren, das Team ist eingespielt. Wir müssen gar nicht so viel umkrempeln. Es wird eher darum gehen, die zukünftigen Herausforderungen zu meistern.“
Prokurist
Fachberaterin Kliniken, Marketing, Projektleitung HEDDA Baby
Die beiden wollen nachhaltiger arbeiten und haben auch schon die ersten Schritte in diese Richtung getan. Eine Photovoltaikanlage wurde mit dem Neubau des Firmensitzes in Jahnsdorf realisiert. In den Hallen fahren E-Stapler, die mit dem Strom aus der Photovoltaikanlage geladen werden. „In den nächsten Jahren wollen wir unsere Bienenwiese neben dem Gebäude noch erweitern“, berichten die beiden. Die Verantwortung für die Unternehmensführung und die Toilettenpapierrolle nehmen die beiden gern an. Und da große Entscheidungen im engeren Führungskreis getroffen werden, kann man immer auf eine erfahrene Meinung zurückgreifen.
Das Foto ist im Kasten und die drei verlassen zufrieden das Studio. Zurück bleiben zwei Toiletten und eine Klopapierrolle.
#kannJedemMalPassieren
Schon gewusst?
Bereits seit 1993 betreibt Köder einen weiteren Standort in Prag mit sechs Mitarbeitern und demselben GVS-Produktsortiment.